
Die Schriftexpertise beschäftigt sich mit dem Nachweis objektiver Gegebenheiten eines Schriftstückes, d.h. mit
Echtheit, Urheberschaft, dem Entstehungszeitpunkt eines Dokuments und ähnlichen Aspekten. Die Graphologie (Grafologie)
hingegen schließt aus der Handschrift auf bestimmte Persönlichkeitseigenschaften des Schreibers. Die Fragestellung ist
grundsätzlich unterschiedlich, auch wenn es in beiden Fällen um die Schrift geht.
Die
Graphologie ist eine traditionelle Wissenschaft und eine Disziplin der psychologischen Diagnostik, weshalb sich immer mehr die
Bezeichnung 'Schriftpsychologie' durchsetzt (Wallner et al, 2006). Die Handschrift enthält Komponenten, die mit den Eigenschaften,
den Fähigkeiten und dem Verhalten des Schrifturhebers zusammenhängen. Vom handschriftlichen Erscheinungsbild kann daher bis zu einem
gewissen Grad auf die Persönlichkeit rückgeschlossen werden.
Auch die Wurzeln der gerichtlichen
Schriftvergleichung sind offensichtlich in der Graphologie zu finden. (Michel, 1982). Beide
Fachgruppen beschäftigen sich mit den Entstehungsbedingungen und Merkmalen der Handschrift. Die Zielsetzung der Bearbeitung der
Schriftmerkmale ist jedoch eine andere.

Ich persönlich habe die Graphologie erlernt und 1997 die deutsche und europäische Prüfung dafür mit Erfolg abgelegt (DGV / EGS).
Danach habe ich einige Jahre auf diesem Gebiet gearbeitet und dabei viel Erfahrung im Umgang mit Schriften erworben.
Nach der zusätzlichen Ausbildung zum Schriftsachverständigen (2005) habe ich mich ganz für die Schriftvergleichung entschieden, profitiere
aber von meiner früheren Erfahrung und den fachlichen sowie persönlichen Kontakten zur Graphologie.
Michel, L.: Gerichtliche Schriftvergleichung - Eine Einführung in Grundlagen, Methoden und Praxis. Berlin, deGruyter, 1982.
Wallner, T.; Joos, R.; Gosemärker, R.: Grundlagen und Methoden der Schriftpsychologie. Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2006.